Für die meisten Menschen ist es ganz selbstverständlich selber zu bestimmen und zu gestalten in welcher Form, wie und wo wir leben wollen, wie wir uns aktiv ins sportliche, kulturelle, politische oder gesellschaftliche Leben einbringen wollen. Für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung ist das nicht selbstverständlich. Oft treffen andere für sie Entscheidungen – aus falsch verstandener Fürsorge, wegen hohen kommunikativen Barrieren und mangelnden Strategien sie zu überwinden und fehlendem Zutrauen in die Kompetenz der zu betreuenden Menschen. Diese Situation hat sich durch die Corona Pandemie noch verstärkt. Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung wollen jedoch ebenso wie jeder andere Mensch selbst mitbestimmen und ihr Leben gestalten. Und sie haben ein Recht dazu.

Um für Mitbestimmung und Teilhabe mehr Bewusstsein und Kompetenzen zu schaffen und sie in den Angeboten der Eingliederungshilfe und Kommunen zu verankern hat der BeB (Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V.) einen „Index für Partizipation“ erarbeitet. Der Index für Partizipation ist eine Fragensammlung (enthält 26 Themen und 330 Fragen), die dabei hilft Inklusion – das heißt Mitbestimmung und Teilhabe – zu prüfen und weiterzuentwickeln. An der Entwicklung des Index waren bundesweit auch drei Träger der Behindertenhilfe beteiligt, u.a. die IGL aus Düsseldorf. Mitarbeiter:innen und Klient:innen der IGL gründeten hierfür das  Parti-Team (abgeleitet von Partizipation).

Damit die Fragensammlung ein praxisnaher Erfolg wird, benötigt der BeB sogenannte Mitbestimmungsberater:innen/ Inklusions-Berater:innen, die die Einrichtungen und Kommunen bei der Stärkung von Mitbestimmung unterstützen.  Somit wurde das Projekt „MEHR – MIT-BESTIMMEN! – Stärkung der Mitbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung“ im Januar dieses Jahres gestartet. Für die Finanzierung des Projektes hat der BeB die PORSCHE Stiftung aus Stuttgart gewonnen, die Förderung endet im Dezember 2025.

Im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen werden Teams von Menschen mit und ohne Behinderung darin ausgebildet, Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung und Fachkräfte in den Einrichtungen in der Arbeit mit der Fragensammlung zu beraten. Die Organisationsberatung von Menschen mit und ohne Behinderung ist ein wichtiges Instrument für mehr Inklusion und besonders wirkungsvoll, da Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung Experten ihrer eigenen Situation sind und Erfahrungen und Maßnahmen aus erster Hand wiedergeben können. Das Parti-Team wurde für die Schulungen zum/zur Mitbestimmungsberater:in angefragt und nimmt bereits seit Februar 2022 daran teil. Ziel der Qualifizierung zu Berater:innen ist es, Einrichtungen und Kommunen qualifizierte Peer-Groups bereitzustellen, um ein Bewusstsein für Inklusion, Teilhabe und Mitbestimmung zu stärken und zu trainieren, konkrete Aktionspläne zu erarbeiten, und den Prozess zu unterstützen. Die Themenfelder orientieren sich dabei an den Wünschen und Bedarfen der Einrichtungen und Kommunen.

Hier nur einige Beispiele:

  • Mitwirkungs-Rechte beim Wohnen und Arbeiten
  • Mitbestimmung bei Assistenz und Beratung
  • Barrierefreiheit und Mitbestimmen in der Kommune.
  • Organisationen für alle öffnen

Ab November 2022 beginnen die Beratungstermine. Ursprünglich sollten die Beratungen Vorort, bei den Einrichtungen der Organisationen stattfinden, dies wurde aufgrund der Corona-Pandemie verändert und die Beratungen werden zunächst „leider“ ausschließlich online durchgeführt. Prozessergebnisse, Aktionspläne und Qualifizierung werden im Rahmen eines Netzwerktreffens ausgetauscht und im Anschluss evaluiert und dokumentiert. Die Ergebnisse der Evaluation werden publiziert. Auf der Webseite der IGL wird dazu eine Projektseite eingerichtet, um über die laufenden Entwicklungen zu berichten.

Ein Bericht von Klaus van Bentum.

Weitere Informationen zum Vorhaben gibt es hier